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Rheinisch-Westindische Kompagnie

Kolonialismus beginnt nicht damit, dass ein Staat beschließt, eine Kolonie zu erobern, sondern durch wirtschaftliche Interessen, die sich in vermeintlich unbewohnten Regionen Hoffnungen auf ein neues Leben oder Gewinne machen – ohne Rücksicht auf Menschen, die dort schon leben. Ein Beispiel dafür liefert die Rheinisch-Westindische Kompagnie, die hier, in der Straße Am Mäuerchen, ihren Sitz hatte.

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Deutschland spielt im Kolonialismus keine große Rolle?

Manche argumentieren, dass die deutsche Kolonialgeschichte keine große Rolle spiele, denn Deutschland habe ja “nur” 30 Jahre Kolonien besessen.  Im Vergleich zu Ländern wie Frankreich oder Großbritannien sei das nicht der Rede wert. Was sie dabei vergessen: Die Verbrechen des Kolonialismus werden durch die Dauer des kolonialen Besitzes nicht weniger schlimm. Zeitweise war Deutschland sogar das flächenmäßig drittgrößte Kolonialreich der Welt. Außerdem ist es ein Irrtum zu glauben, die deutsche Kolonialzeit hätte erst mit dem Besitz der ersten Kolonie begonnen. Deutsche Händler und Kaufleute waren schon seit dem 16. Jahrhundert in allen Weltmeeren unterwegs, um Rohstoffe einzukaufen und ihre Waren zu vertreiben. Sie spannten dabei ein weltumfassendes Netzwerk. Ein Netzwerk, das zunehmend auf ungleichen Machtverhältnissen und kolonialem Überlegenheitsdenken basierte. Auch die Wuppertaler Kaufleute waren schon im 16. Jahrhundert daran interessiert, ihre Produkte auch außerhalb Wuppertals zu verkaufen.  Die niederländischen, flämischen und spanischen Handelspartner verdienten mit ihren Waren bereits viel Geld, indem sie diese in alle Herren Länder verschifften. Die Kaufleute waren daran interessiert, ihr Vermögen zu erweitern. Das Interesse, neue Märkte zu erschließen, zum Beispiel in der „Neuen Welt“, wie man Nord- und Südamerika damals bezeichnete und damit auch neue Käufer*innen zu gewinnen, war groß. Dieses frühe Handelsnetzwerk, was dabei weltweit entstand, zeigte erstmals Gemeinsamkeiten mit dem Wirtschaftssystem, in dem wir heute leben, dem Kapitalismus.

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Diese Zeit des frühen globalen Handels war auch die Zeit des transatlantischen Versklavungshandel und eng mit diesem verbunden. Schätzungsweise 12 bis 15 Millionen Menschen wurden ihrer Heimat entrissen und verschleppt, um z.B. auf Plantagen zu arbeiten. Viele kamen dabei ums Leben. Hört hier, warum dieser menschenunwürdige Handel auch als Dreieckshandel bezeichnet wurde und wie Europa von diesem profitierte.

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Bergischer Kolonialismus in der Karibik? 

Wenn Kaufleute in Übersee Handel trieben, nutzten sie häufig Zwischenhändler, die zur See fuhren und ihre Waren für sie verkauften. Sie selbst hatten ja meist genug zu tun! Das Problem: Natürlich mussten sie auch diese Zwischenhändler bezahlen. Ein guter Teil des Lohns ging also verloren. Das wollten die Wuppertaler Unternehmer nicht länger mitmachen – und wurden erfinderisch. Sie gründeten die Rheinisch-Westindische Kompagnie.

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Die Idee war es, Zwischenhändler zu übergehen und sich stattdessen mit Kaufleuten aus dem Rheinland zusammenzuschließen, um direkt in den Amerikas Handel treiben zu können. Schon im 18. Jahrhundert haben Kaufleute aus Elberfeld diese Methode in der Karibik genutzt. Sie waren zwar nicht direkt am transatlantischen Versklavungshandel beteiligt, profitierten aber dennoch von dem System, da sie versklavte Menschen für das Auf- und Abladen ihrer Waren angemieteten. Nach der haitianischen Revolution sahen die Bergischen Kaufleute eine Möglichkeit, auf der Insel Haiti Fuß zu fassen.

Haitianische Revolution

Die haitianische Revolution ging in die Geschichte ein als einziger erfolgreicher Aufstand von versklavten Menschen und dauerte von 1791 bis 1804. Sie führte zur Gründung des unabhängigen Staates Haiti, der bis heute fortbesteht. Die Revolution begann mit sozialen Unruhen aufgrund der brutalen Arbeitsbedingungen und der Unzufriedenheit mit dem kolonialen Regime Frankreichs. Eine wichtige Figur in dieser Revolution war Toussaint Louverture, ein ehemaliger Sklave, der zur Schlüsselfigur der Bewegung wurde. Die Haitianische Revolution setzte ein bedeutendes Zeichen für die Befreiung von Unterdrückung und inspirierte ähnliche Bewegungen in allen Teilen der Welt.

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Haitianische Revolution

Der Initiator der Rheinisch-Westindischen Kompagnie war der Wuppertaler Kaufmann Jakob Aders. Er war sogar zeitweise Bürgermeister von Elberfeld. Seine Idee zur Gründung der Handelskompagnie basierte auf wirtschaftlichen Interessen, trotzdem zeugt sie vom Überlegenheitsdenken und dem Rassismus deutscher Kaufleute. Höre hier, warum. 

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Das war wohl nix!

Die Rheinisch-Westindische Kompagnie startete hoffnungsvoll – und fand wiederum ein schnelles Ende. 50 Aktionäre hatten zu Beginn investiert. 70.000 Taler kamen dabei zusammen, was in Euro rund 3 Millionen sind. Ganz schön viel Geld, oder? Ziel war es, Haiti als Ausgangspunkt zu nutzen, um in den Amerikas deutsche Produkte zu verkaufen. Die Aktionäre investierten also Geld, womit die Kaufleute die Reise nach Haiti finanzieren konnten. An Bord: Möglichst viele Waren aus Deutschland! Doch schon daran scheiterte es: Die lokalen Produzenten ließen sich nicht davon überzeugen, den Kaufleuten ihre Waren mitzugeben. Sie wussten ja noch gar nicht, ob Haiti wirklich ein geeigneter Ort war, um diese zu verkaufen. Schon 1832 war es vorbei mit der Kompagnie – sie wurde in den folgenden Jahren komplett aufgelöst.

Das K in Kapitalismus steht für Kolonialismus

Kolonialismus spielte eine wichtige Rolle im Kapitalismus. Das sieht man an der Geschichte der Rheinisch-Westindischen Kompagnie aus Elberfeld besonders gut. Kolonialismus prägt unsere Welt seit über 500 Jahren: Entgegen der Behauptung, Deutschland habe ja „nur“ von 1884 bis 1918 Kolonien besessen, begann der Kolonialismus viel früher und zwar genau mit Kaufleuten wie Jakob Aders. Kaufleute wie er waren es, die vom Kolonialismus und damit auch vom Kapitalismus profitierten und jenen damit vorantrieben.

Weitergedacht…

Die Form von Handel, die Jakob Aders mit seiner Rheinisch-Westindischen Kompagnie beabsichtigte, ist problematisch, da das Machtverhältnis zwischen der einheimischen Bevölkerung und den europäischen Kaufleuten ungleich war. Inwiefern? Und wo siehst du diese ungleichen Machtverhältnisse heute noch?

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Wer profitierte vom transatlantischen Versklavungshandel und warum? Hast du Ideen, wie wir dafür sorgen können, dass sich solche Systeme nicht wiederholen? Wie lässt sich moderne Sklaverei verhindern? Recherchiere und entwickle Lösungsstrategien.

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