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Helene Stöcker

Wir stehen hier vor einem Denkmal, das der Philosophin, Frauenrechtlerin, Sexualreformerin und Pazifistin Helene Stöcker gewidmet ist. Sie gehört zu den wichtigsten historischen Persönlichkeiten Wuppertals. Der Doktor*innenhut, den sie aufhat, sowie das Frauen- und Friedenszeichen an der Statue symbolisieren diese Aktivitäten.

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Wer war Helene Stöcker?

Wer war Helene Stöcker? In dieser Audiodatei hörst du, was unsere Wuppertaler Heldin alles geleistet hat. Hör rein und lerne sie kennen!

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Antikoloniales Engagement

Helene Stöcker ist bekannt für ihr Engagement für Feminismus und Pazifismus. Viele wissen aber nicht, dass sie sich auch gegen koloniale Strukturen engagierte. Mit ihrer antikolonialen Arbeit tritt sie erstmals 1926 in Erscheinung. Die damaligen antikolonialen Kämpfe waren mit vielen anderen Kämpfen verbunden. Das sieht man dem Lebenslauf von Helene Stöcker auch an. Viele ihrer Ansichten und Überzeugungen teilte sie mit anderen politischen Bewegungen der Zeit, z.B. mit der damaligen Arbeiter*innenbewegung, die sich im 19. Jahrhundert weltweit entwickelte. So setzte sich auch Helene Stöcker für eine gerechtere Wirtschaftsordnung ein. 

Liga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit

Helene Stöcker war zum Beispiel in der “Liga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit” aktiv. Eine Liga ist ein Zusammenschluss von Menschen, die ein gemeinsames politisches Ziel verfolgen. Die Gründung der Liga, der Helene Stöcker angehörte,  geht auf den kommunistischen Reichstagsabgeordneten und Medienunternehmer Willi Münzenberg zurück. Er hatte sich bereits mit der Gründung seiner Internationale Arbeiterhilfe einen Namen gemacht. Seine einnehmende Überzeugungskraft und sein politisches Engagement machten ihn zur Legende. Gemeinsam mit Willi Münzenberg saß Helene Stöcker im Vorstand der neu gegründeten Liga. Im damaligen Deutschen Reich forderten nämlich viele Menschen, dass Deutschland die Kolonien, die es einst erobert hatte, wieder zurückerhalten sollte. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs hatte Deutschland alle seine Kolonien abgeben müssen. So regelte es der Versailler Vertrag. Helene Stöcker und Willi Münzenberg unterstützten stattdessen die Unabhängigkeit der Kolonien. Die Liga gegen Imperialismus und Kolonialismus verband Engagierte aus der ganzen Welt.

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Kongress gegen koloniale Unterdrückung und Imperialismus

Im Februar 1927 fand in Brüssel der „Kongress gegen koloniale Unterdrückung und Imperialismus“ statt, an dem Helene Stöcker als Delegierte teilnahm. Es war weltweit das erste Mal, dass fortschrittliche Kräfte aus Europa und den USA, z.B. Sozialist*innen, Kommunist*innen, Pazifist*innen und Bürgerrechtler*innen mit antikolonialen Aktivist*innen aus Lateinamerika, Afrika und Asien zusammentrafen, um die weltweiten antiimperialen Kämpfe zu koordinieren. Entsprechend groß war die Euphorie unter den Teilnehmenden. Zum ersten Mal hatten sie die Möglichkeit, sich auszutauschen, Informationen zu teilen, ihre Ressourcen zu bündeln und eine stärkere, koordinierte Opposition gegen die Kolonialmächte aufzubauen.

Aber auch der Brüsseler Kongress war nicht perfekt: Die Delegierten waren  größtenteils Männer. Helene Stöcker ergriff direkt die Möglichkeit und machte in ihrer Rede auf dem Kongress darauf aufmerksam:

„Da ich vielleicht eine der wenigen Frauen bin, die hier auf diesem Kongress das Wort bekommen… Ich möchte Sie alle bitten, die Sie für die Freiheit, für die Befreiung aller Nationen, aller Klassen kämpfen, vergessen Sie auch nicht den Kampf für die Freiheit und für die Entwicklungsmöglichkeit für das weibliche Geschlecht. Es gibt noch viele Freiheitskämpfe. (...) Der Kampf gegen den Krieg kann nur geführt werden, wenn er zugleich ein Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus ist."

Höre dir die erste Rede auf dem Kongress von Henri Barbusse an. Den französischen Schriftsteller prägte der 1. Weltkrieg, den er als Soldat hautnah miterlebt und seine Eindrücke im Kriegstagebuch “Das Feuer” festgehalten hatte, was ihn weltberühmt machte.

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Antikoloniales Engagement heute

Und wie sieht antikoloniales Engagement heute aus? Und warum braucht es das überhaupt noch? Ganz klar: Kolonialismus hörte nicht einfach auf. Immer noch ist unsere Welt kolonial geprägt. Die globalen Machtstrukturen, die während des Kolonialismus entstanden sind, bestehen bis heute fort. Dies zeigt sich in Wirtschaft, Politik und Kultur. So beruht unser heutiges Wirtschaftssystem nach wie vor auf der Ausbeutung von Ländern im Globaler Süden. Zusätzlich versuchen einige ehemalige Kolonialmächte, weiterhin politischen Einfluss auf ihre früheren Kolonien auszuüben. Für viele Menschen bedeutete der Kolonialismus außerdem den Verlust von Identität und kulturellem Erbe – eine Leerstelle, die bis heute zu spüren ist. 

Es ist daher wichtig, über die Geschichte und die Folgen des Kolonialismus aufzuklären. Genau das machen dekoloniale Gruppen wie Decolonize Wuppertal! Wie Helene Stöcker setzen sie sich für ein Weltverständnis ein, das von Gerechtigkeit, Toleranz und Vielfalt geleitet ist.

Bei Instagram findest du noch viele weitere dekoloniale Initiativen und erfährst, was sie aktuell so machen. Schau mal nach:

  • Instagram

Weitergedacht…

In dieser Station habt ihr die Rede des französischen Schriftstellers Henri Barbusse gehört. Welche Formen von Ausbeutung beschreibt er? Beobachtet ihr ähnliche Formen von Ausbeutung auch heute noch?

Ist Antikolonialismus auch heute noch relevant? Warum? Und welche Möglichkeiten kennt ihr, um euch gegen Kolonialismus einzusetzen?

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