Glossar
A
...... Eine Aktie ist ein Anteilsschein über einen Gesellschafteranteil bei der Aktiengesellschaft. Eine Aktiengesellschaft, abgekürzt AG, ist eine Firma oder Gesellschaft, die Aktionären gehört. Diese Aktionäre haben Anteile (Aktien) an der AG. Der Aktionär wird mit dem Kauf einer Aktie zum Mitbesitzer an dem Unternehmen. Er kann seine Aktie nur an einen anderen Anleger wieder los werden - nicht aber das Geld vom Unternehmen zurückfordern.
...... Antiimperialismus bezeichnet die Ablehnung von Imperialismus, der Versuch von Staaten, ihren Einfluss über die eigenen Landesgrenzen hinaus auszudehnen. Antiimperialismus ist dementsprechend eine Bewegung, die sich gegen die politische, wirtschaftliche und kulturelle Vorherrschaft einer Nation über andere Länder oder Völker ausspricht. Wichtige Aspekte des Antiimperialismus sind die Unterstützung von nationalen Befreiungsbewegungen, die oft in ärmeren Regionen der Welt gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Kolonialismus kämpfen und die Ablehnung militärischer Gewalt. Gleichzeitig setzt sich die Bewegung gegen Nationalismus und Militarismus im eigenen Land ein.
B
...... In zahlreichen kolonisierten Ländern regte sich schon früh Widerstand gegen die europäischen Kolonialmächte. Auf der Karibik-Insel Hispaniola starteten versklavte Menschen 1791 eine Revolution, die bis 1804 andauerte und zur Gründung und Unabhängigkeit des heutigen Karibik-Staats Haiti führte. Diese Haitianische Revolution setzte ein Zeichen für die Befreiung von Unterdrückung und inspirierte ähnliche Bewegungen in allen Teilen der Welt. Befreiungskämpfe in anderen kolonisierten Ländern folgten und prägten das 20. Jahrhundert. Mit der einsetzenden Globalisierung wurde es dann immer leichter, solche antikolonialen Bewegungen zu koordinieren und es gründeten sich internationale Netzwerke von Akteur*innen, die sich gemeinsam gegen den Kolonialismus stark machten.
D
...... Der Begriff Dekolonisierung oder auch Dekolonisation beschreibt zunächst die Entlassung einer Kolonie aus der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Abhängigkeit von einer Kolonialmacht. Insbesondere wird damit eine Zeit beschrieben, in welcher besonders viele ehemalige Kolonien durch das Engagement und den Kampf von Unabhängigkeitsbewegungen ihre Freiheit und Unabhängigkeit zurückgewannen. Dies geschah insbesondere in den 1940er bis 1960er Jahren. Damit ist die Zeit der Dekolonisierung jedoch nicht abgeschlossen. Dekoloniale Initiativen weltweit zeigen mit ihrem Engagement, wo und wie Kolonialismus fortwirkt. Mit der Aufforderung “Dekolonisiert euch!” machen sie darauf aufmerksam, dass koloniales Denken in Form von Rassismus und Diskriminierung fortwirkt und Vorurteile und Stereotype prägt. Dekolonisierung beschreibt deswegen auch das Vorgehen gegen dieses Denken.
...... Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, kurz DOAG, ging aus der 1884 gegründeten "Gesellschaft für deutsche Kolonisation" hervor. Ihre Gründer hießen Carl Peters und Graf Behr-Bandelin. Das Ziel der Gesellschaft war es, Gebiete für die Schaffung von deutschen Kolonien zu finden und deutsche Siedler*innen dorthin zu lenken. Zu diesem Zweck schlossen sie mit den Herrschern vor Ort sogenannte Schutzverträge ab. Unwissentlich gaben sie damit alle Rechte an ihrem Land ab und gehörten nun der Kolonie Deutsch-Ostafrika an.
...... Das Deutsche Friedenskartell (DFK) wurde im Dezember 1921 als Dachorganisation pazifistischer bürgerlich-demokratischer Verbände gegründet, welche sich durch gemeinsame "Nie wieder Krieg!"- Massenkundgebungen angenähert hatten. Der Zusammenschluss umfasste 14 pazifistische Vereinigungen, wobei die Geschäftsführung des Friedenskartells bei der Deutschen Friedensgesellschaft unter dem Vorsitz Ludwig Quiddes lag. Im Laufe der Jahre traten weitere 15 Organisationen bei. 1925 zählte der DFK schätzungsweise 50.000 Mitglieder. Ein Schwerpunkt der Arbeit war die internationale Aussöhnung und der Kampf gegen die illegale Aufrüstung der Reichswehr. Durch politische und ideologische Differenzen und persönliche Rivalitäten war der Zusammenschluss nur sehr eingeschränkt handlungsfähig. Insbesondere die unterschiedlichen Ansätze von völkerrechtlich orientiertem Pazifismus auf der einen und radikalem antimilitaristischen Pazifismus auf der anderen Seite spaltete die Bewegung. Diese inneren Gegensätze führten 1929 zum Zerfall des Deutschen Friedenskartells.
...... Unter einer Diskriminierung versteht man eine Form von Ungleichbehandlung, die zur sozialen Benachteiligung führt. Ungleichbehandlungen treten auf, wenn Menschen in abstrakte Kategorien eingeteilt werden, die sie von der Mehrheitsgesellschaft abgrenzen und unterscheiden. Solche Kategorien sind z.B. soziale Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe, Aussehen, Religion, Behinderung, sexuelle Identität oder sexuelle Orientierung. Oft werden solche Kategorien verwendet, um die unterschiedliche Behandlung bestimmter Menschen gegenüber anderen zu rechtfertigen. Diskriminierungen treten überall im Alltag auf, z.B. wenn es darum geht, einen Job, Ausbildungsplatz oder eine Wohnung zu bekommen. Dabei gilt jedoch: Jeder Mensch ist einzigartig. Eine vielfältige Gesellschaft lebt von der Verschiedenheit ihrer Mitglieder und dem Recht, „anders" sein zu können und dabei gerecht und fair behandelt zu werden.
F
...... Der Faschismus ist ein politisches Werkzeug, das von den Reichen und großen Unternehmen genutzt wird, vor allem in unsicheren Zeiten. Wenn das kapitalistische Wirtschaftssystem Risse zeigt oder wenn die Menschen unzufrieden werden, suchen mächtige Interessengruppen nach Wegen, ihre Macht und ihren Reichtum zu schützen. Obwohl faschistische Bewegungen oft so tun, als würden sie für das normale Volk kämpfen, arbeiten sie meistens eng mit den Reichen und Mächtigen zusammen. Das liegt daran, dass der Faschismus im Grunde die wirtschaftliche Ordnung und das System des Privatbesitzes stärkt, aber auf eine viel agressivere Weise. Zum Beispiel versuchen faschistische Regierungen oft, Arbeiterorganisationen wie Gewerkschaften zu stoppen oder zu schwächen und jeden zu unterdrücken, der nicht ihrer Meinung ist. Das tun sie, um sicherzustellen, dass es keine Bedrohungen für die reichen und mächtigen Gruppen gibt und alles so weiterläuft, wie es ist. Zusätzlich verwenden faschistische Bewegungen starken Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, um die Menschen zu vereinen. Indem sie jemanden als den Bösen darstellen, sei es eine andere Gruppe im Land oder andere Länder, können sie die Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen ablenken und sicherstellen, dass die Menschen ihnen folgen. In einfachen Worten: Der Faschismus kann als ein Schutzschild für Reiche und Unternehmen gesehen werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin an der Spitze bleiben, egal wie unzufrieden oder wütend der Rest der Bevölkerung ist.
...... Jahrhunderte lang hatten Frauen viel weniger Rechte als Männer. Sie durften zum Beispiel keine Schulen oder Universitäten besuchen, keinen Beruf selber bestimmen und auch nicht wählen gehen. Am Ende des 18. Jahrhunderts entstand in vielen Ländern die Frauenbewegung. Frauen kämpften um die Gleichberechtigung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. In Deutschland entstanden Frauenvereine und Frauenorganisationen, die die Rechte der Frauen verbessern wollten. Fast alle Frauenorganisationen forderten das Wahlrecht für Frauen, die gleiche Schulbildung wie die Männer und das Recht, einen Beruf frei zu wählen. Das Wahlrecht für Frauen wurde in Deutschland erst 1918 eingeführt. Ende 1960 entstand in Deutschland die sogenannte neue Frauenbewegung, die auch als „Feminismus" bezeichnet wird. Die Feministinnen fordern, dass die Bevorzugung von Männern in der Gesellschaft beendet wird und Frauen mehr Einfluss erhalten. Nur dann könne die Benachteiligung der Frauen überwunden werden. Auch heute fordern viele Frauen und Männer, dass die Gleichberechtigung von Frauen verbessert wird. Zwar gibt es viele Gesetze, die die Gleichstellung von Frauen und Männern festschreiben. Allerdings werden viele Frauen noch immer benachteiligt - im Arbeitsleben oder der Berufskarriere. Ein Ziel der Frauenbewegung heute ist es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
...... First Nations ist ein Oberbegriff für die zahlreichen und vielfältigen Gruppen an Menschen, die vor der Kolonisierung dort gelebt haben, wo später europäische Kolonien entstanden. Während der Begriff in den letzten Jahrzehnten vor allem von kanadischen indigenen Gruppen verwendet wurde, findet er inzwischen z.B. auch in Australien Zuspruch. Das Wort "Aborigine" ist im Deutschen zwar nicht negativ konnotiert, wird in Australien jedoch als taktlos empfunden. Besser ist es, von First Nation Personen zu sprechen. Selbiges gilt für die Worte "Ureinwohner" und "Eingeborene". Diese tauchen immer im Kontext von First Nations auf, würden aber niemals auf die europäische Bevölkerung Anwendung finden, ein deutliches Zeichen, dass diese Begriffe diskriminierend wirken.
G
...... Die Bezeichnung „Genozid" kam 1944 auf. Damit war die planmäßige Ermordung der europäischen Juden und anderer Volksgruppen durch die Nationalsozialisten in Deutschland gemeint. Heute gebraucht man das Wort „Genozid" allgemein für „Völkermord" und die gezielte Verfolgung von Bevölkerungsgruppen, die sich durch Sprache, Religion und Tradition von anderen unterscheiden. So gilt etwa die Vernichtung der Völker Ovaherero und Nama durch deutsche Kolonialtruppen von 1904 bis 1908 im heutigen Namibia als Genozid bzw. Völkermord.
...... Mit dem Begriff Globaler Süden wird eine im globalen System benachteiligte gesellschaftliche, politische und ökonomische Position beschrieben. Globaler Norden hingegen bestimmt eine mit Vorteilen bedachte Position. Die Einteilung verweist auf die unterschiedliche Erfahrung mit Kolonialismus und Ausbeutung, einmal als vor allem Profitierende und einmal als vornehmlich Ausgebeutete. Begriffe wie „Entwicklungsländer" oder "Dritte Welt" bringen eine hierarchisierende eurozentrische Vorstellung von „Entwicklung" zum Ausdruck, der diese Länder zu folgen hätten, und die eine Unterentwicklung der Länder des Globalen Südens suggeriert, die auf die Hilfe der "Ersten Welt", der "entwickelten Länder" angewiesen sind. Hingegen wird mit dem Begriffspaar Globaler Süden bzw. Norden versucht, unterschiedliche politische, ökonomische und kulturelle Positionen im globalen Kontext zu benennen. Die Einteilung in Süd und Nord ist nur bedingt geographisch gedacht. Australien gehört beispielsweise genau wie Deutschland mehrheitlich dem Globalen Norden an, aber es gibt in beiden Ländern auch Menschen, die Teil des Globalen Südens sind, zum Beispiel Aboriginal Australians und illegalisierte Personen. Andersherum gibt es auch in Ländern, die mehrheitlich dem Globalen Süden angehören, Menschen, die die bevorteilte Position des Globalen Nordens genießen, sei es, weil sie Weiß sind oder weil sie aufgrund ökonomischer Ressourcen zur global privilegierten Klasse gehören.
H
...... Die haitianische Revolution ging in die Geschichte ein als einziger erfolgreicher Aufstand von versklavten Menschen und dauerte von 1791 bis 1804. Sie führte zur Gründung des unabhängigen Staates Haiti, der bis heute fortbesteht. Die Revolution begann mit sozialen Unruhen aufgrund der brutalen Arbeitsbedingungen und der Unzufriedenheit mit dem kolonialen Regime Frankreichs. Eine wichtige Figur in dieser Revolution war Toussaint Louverture, ein ehemaliger Sklave, der zur Schlüsselfigur der Bewegung wurde. Die Haitianische Revolution setzte ein bedeutendes Zeichen für die Befreiung von Unterdrückung und inspirierte ähnliche Bewegungen in allen Teilen der Welt.
I
...... Imperialismus ist ein Begriff, der oft verwendet wird, um zu beschreiben, wie große Unternehmen oder mächtige Länder Einfluss und Kontrolle über andere Regionen oder Wirtschaftssysteme ausüben. Dieses Phänomen wird als eine Form oder Weiterführung des Kapitalismus betrachtet. Im Kapitalismus streben Unternehmen danach, Profite zu maximieren, und im Laufe der Zeit kann dieses Streben dazu führen, dass sie über nationale Grenzen hinaus expandieren und ihre Macht in anderen Regionen oder Ländern festigen. Während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erreichte der Imperialismus seinen Höhepunkt, als europäische Mächte in einem Wettlauf um Kolonien beteiligt waren. In der heutigen Welt sehen wir das, wenn mächtige Unternehmen in vielen Ländern präsent sind und oft die lokale Wirtschaft beeinflussen. Diese Unternehmen setzen ihre Geschäftsmodelle und Produkte in vielen Teilen der Welt durch und beeinflussen so Kulturen und Lebensweisen.Gleichzeitig gibt es Länder, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen, kulturellen oder politischen Macht in internationalen Angelegenheiten dominieren. Sie können Entscheidungen beeinflussen, die weltweit getroffen werden, sei es durch Diplomatie, Handelsabkommen oder durch internationale Organisationen. Internationale Finanzinstitutionen, wie die Weltbank oder der Internationale Währungsfonds, haben ebenfalls einen erheblichen Einfluss darauf, wie Länder ihre Wirtschaftspolitik gestalten. Sie bieten oft Finanzhilfen an, legen aber gleichzeitig Bedingungen fest, die die Empfängerländer erfüllen müssen. All diese aktuellen Ereignisse und Entwicklungen können als moderne Formen des Imperialismus gesehen werden, die aus den Grundprinzipien des Kapitalismus hervorgehen.
...... siehe "Indigene Bevölkerungsgruppen"
...... Die UN-Arbeitsgruppe Indigene Bevölkerungen definierte 1982 Indigene (von indígena - Spanisch für „eingeboren“) als Bevölkerungsgruppen, die sich als Nachkommen der Bewohner eines bestimmten räumlichen Gebietes betrachten, die bereits vor der Eroberung, Kolonisierung oder Staatsgründung durch Fremde dort lebten, die eine enge (emotionale, wirtschaftliche und/oder spirituelle) Bindung an ihren Lebensraum haben und über eine sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheidende ausgeprägte ethnisch-kulturelle Identität als Gemeinschaft mit eigenen soziopolitischen und kulturellen Traditionen verfügen. Umgangssprachlich werden die Angehörigen indigener Völker, oft als „Ureinwohner“ oder „Eingeborene“ bezeichnet. Diese Bezeichnungen sind jedoch veraltet und sollten nicht genutzt werden, da sie ihren Ursprung in der Kolonialzeit haben.
...... Die Internationale Arbeiterhilfe, kurz IAH, wurde 1921 in Berlin gegründet. Sie war eine Organisation zur Unterstützung von Arbeiter*innen und entstand in Reaktion auf die Hungersnot in der Sowjetunion in den Jahren 1921 bis 1922. Vorsitzender der Organisation war Willi Münzenberg, Ehrenpräsidentin war die Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Die IAH finanzierte sich aus Spenden sowie einem Netzwerk von unterschiedlichsten Unternehmen, die Geld einbrachten. Teil der Internationalen Arbeiterhilfe war außerdem eine Filmproduktionsfirma, die Menschen mit Filmen aus der Sowjetunion vom Kommunismus überzeugen wollte. Die IAH stand der Kommunistischen Partei Deutschlands nahe, die von 1919 bis 1956 existierte.
K
...... Der Kapitalismus ist eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die während der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert entstand. Dabei steht das "Kapital" für die Ressourcen wie Fabriken, Maschinen, Land und Geld, die zur Herstellung von Waren und Dienstleistungen benötigt werden. Diese Ressourcen gehören oft wenigen Privatpersonen oder Unternehmern. Sie beschäftigen andere Menschen, zahlen ihnen Lohn, aber streben dabei nach maximalen Gewinnen, was zu sozialer Ungleichheit führt. Um fairere Bedingungen zu erreichen, organisieren sich Arbeiter*innen in Streiks und Demonstrationen, um mehr Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen zu nehmen. Dies führte zu Errungenschaften wie kürzeren Arbeitszeiten, höheren Löhnen und dem Ende der Sklaverei. Die Forderungen der Arbeiter*innen zwangen den Staat, in die Wirtschaft einzugreifen und für Gerechtigkeit zu sorgen, was zur sozialen Marktwirtschaft führte. Da das System weiterhin nach kapitalistischen Grundsätzen funktioniert, gibt es heute weiterhin Ausbeutung von Mensch und Umwelt.
...... Das Wort Kolonialismus leitet sich von dem lateinischen colonia ab und bedeutet so viel wie Niederlassung oder Besiedelung. Damit gemeint ist das Bestreben von Nationen, ihren Herrschaftsbereich über die eigenen Landesgrenzen auszudehnen, indem sie Kolonien in anderen Weltteilen einnehmen und diese ausbauen. Dabei setzen sie sich über den legitimen Herrschaftsbereich anderer Nationen, Völker oder Herrscher*innen hinweg. Den Menschen, die auf diese Weise kolonisiert werden, wird jegliche Form der Selbstbestimmung aberkannt. Legitimiert wird diese Herrschaftsausübung mit einer angeblichen Überlegenheit der Kolonisator*innen gegenüber den unterlegenen, primitiven Völkern, die kolonisiert werden. Kolonialismus in jeglicher Form, z.B. in der heutigen Form des Neokolonialismus, ist geprägt von einem deutlichen Ungleichverhältnis zwischen Kolonialmacht und Kolonisierten.
...... Viele der Produkte, die heute selbstverständlich unsere Supermarktregale füllen, waren früher etwas Besonderes und sehr teuer. Mit Waren aus fernen Ländern wurde bereits im Altertum gehandelt. Jedoch blieben diese Produkte – Gewürze, Öle und Weine, kostbare Stoffen und Garne – in der Regel Wohlhabenden vorbehalten. Als die europäischen Kaufleute ihre Handelsverbindungen nach Afrika, Asien und Lateinamerika ausbauten und die Staaten Kolonien in Besitz nahmen, wurden viele Menschen in den Kolonien durch die Kolonialmächte zur Arbeit gezwungen. Billige Arbeitskräfte, günstige Produktionsbedingungen und steuer- und zollbegünstigte Einfuhr machten die tropischen und subtropischen Erzeugnisse aus den Kolonien preiswert für die Verbraucher*innen in den Ländern der Kolonialmächte. In Kolonialwarenläden wurden die Genussmittel aus den Kolonien an alle Bevölkerungsschichten verkauft.
...... Kolonialwarenläden waren kleine Gemischtwarenläden, die, wie damals üblich, alle Waren des täglichen Gebrauchs verkauften, u.a. Kolonialwaren. Der Begriff “Kolonialwarenladen” blieb bis in die 1970er Jahre gebräuchlich.
...... Kommunismus, basierend auf den Ideen von Karl Marx und Friedrich Engels, ist sowohl eine wirtschaftliche als auch eine politische Ideologie. Wirtschaftlich gesehen betont der Kommunismus die gemeinsame Kontrolle und den Besitz der Produktionsmittel, wobei der zentrale Gedanke ist, dass die Vorteile der Produktion für die gesamte Gemeinschaft und nicht nur für eine kleine Elite zugänglich sein sollten. Politisch strebt der Kommunismus nach einer tiefgreifenden Demokratie und Mitbestimmung der Bürger. Hier spielt das Konzept der Räterepublik eine zentrale Rolle, in der Arbeiter und Bürger direkten Einfluss auf Entscheidungsprozesse haben. Dieser demokratische Ansatz zielt darauf ab, die Macht von oben nach unten zu verteilen und den Bürgern mehr Kontrolle über ihre eigenen Lebensumstände zu geben. Es ist wichtig zu betonen, dass, genau wie im Kapitalismus, wo die wirtschaftlichen Grundlagen grundsätzlich gleich bleiben, während der politische Aufbau stark variieren kann, der Kommunismus in seiner praktischen Umsetzung unterschiedliche politische Strukturen und Regierungsformen hervorbringen kann, je nachdem, wie er interpretiert und angewendet wird.
...... Viele Grenzlinien des afrikanischen Kontinents, die aussehen, als wären sie mit dem Lineal eingezeichnet worden, gehen auf die Berliner Konferenz am 15. November 1884 zurück, die auch unter dem Namen „Kongokonferenz" bekannt ist. Unter der Leitung Otto von Bismarcks setzten die teilnehmenden Staaten ihre Besitz- und Territorialansprüche in Afrika durch und leiteten die rücksichtslose Eroberung und Ausbeutung des Kontinents ein. Indem die Kolonialmächte nach eigenem Belieben Grenzen festsetzten, widersprachen sie völlig der dort weit verbreiteten nomadischen Lebensweise. Diese zeichnete sich durch feststehende Personenverbände aus, die ständig weiterzogen, sich nur für kurze Zeiträume in Siedlungen aufhielten und Territorialstaaten deswegen überflüssig machten.
...... Ein Konzentrationslager ist ein Ort, an dem Menschen eingesperrt sind. Mit Konzentration ist gemeint: Menschen, die normalerweise irgendwo anders verstreut über das Land leben, werden zusammengebracht und gemeinsam bewacht. Ein Lager kann aus Zelten oder einfachen Hütten oder Häusern bestehen. Heute denkt man bei dem Wort vor allem an die deutschen Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg. Dort wurden Menschen absichtlich misshandelt und getötet. Auch in anderen Kontexten spricht man von Konzentrationslagern: So hat es auch im heutigen Namibia Konzentrationslager gegeben, welche Deutsche eingerichtet hatten, um aufständische Volksgruppen einzusperren.
M
...... Der Begriff leitet sich ab vom Wort „Militär". Unter „Militarismus" versteht man eine Einstellung, die militärische Denk- und Verhaltensweisen zur Grundlage des Staates und der Gesellschaft machen will. Kennzeichen des Militarismus sind die Betonung von militärischen Formen und der Einfluss militärischer Ordnung auf die zivile Gesellschaft. Auch auf die Schulen will der Militarismus Einfluss nehmen, um eine Erziehung der Kinder im Sinne von militärischer Disziplin zu erreichen. In einem Staat, der militaristisch geprägt ist, haben die persönliche Freiheit des Einzelnen, Presse- und Redefreiheit ebenso wie andere demokratische Rechte keine Bedeutung.
...... Im Christentum bedeutet "Mission" die Verkündigung der christlichen Lehre unter Nicht-Christ*innen. Die Personen, die durch die Welt reisen, um andere von ihrer Religion zu überzeugen und neue Gläubige zu gewinnen, nennen sich Missionar*innen. Der Begriff "Mission" kommt vom lateinischen Wort „missio", was so viel bedeutet wie "mit einem Auftrag entsenden". Auch in Wuppertal gab es sogenannte Missionsvereine, zunächst in Elberfeld, kurz darauf auch in Barmen. Mit zwei weiteren Missionsvereinen schlossen sie sich zur Rheinischen Mission zusammen und entsandten Missionar*innen nach Südwestafrika. Mehr zu diesem Thema erfährst du in der Station "Die Rheinische Mission - ein Wuppert(h)al in Südwestafrika".
...... Die Verbreiter*innen der christlichen Lehre sind Missionar*innen. Als Teil einer Missio verkünden sie die Religion und möchten neue Gläubige gewinnen. Neben dem Christentum sind der Islam und der Buddhismus die wichtigsten missionarischen Weltreligionen.
N
...... Nationalismus ist das Überlegenheitsgefühl anderen Nationen gegenüber. Der Nationalismus als übersteigertes Nationalbewusstsein, das nur die Macht und Größe der eigenen Nation gelten lässt, führt oft zur Unterdrückung und Missachtung anderer Nationen. Ein Nationalbewusstsein gewann seit der Französischen Revolution an Bedeutung und orientierte bei den Völkern Europas, die noch keinen eigenen Nationalstaat besaßen, an der Sprache und Kultur, der Abstammung sowie der historischen Rolle ihres Volkes im Verhältnis zu anderen Völkern. Dies führte auch zu den Nationalstaatsgründungen im 19. und 20. Jahrhundert. Der 1894 gegründete Alldeutsche Verband wollte Deutschland zu Weltgeltung verhelfen. Deutschlands Name sollte in aller Welt angesehen sein. Zu diesem Zweck forderte der Verband den raschen Ausbau der deutschen Flotte. Ein weiterer Schwerpunkt der alldeutschen Politik war der aggressive Kampf um ein großes Kolonialreich. Die nationalistischen Forderungen wurden mit antisemitischer Hetze verbunden. Der Verein, 1890 gegründet, verfügte über einflussreiche Verbindungen zur Regierung und zu den engsten Beratern des Kaisers. Der Nationalismus war typisch für die Zeit des Imperialismus und des Kolonialismus sowie für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Beide Weltkriege haben auch nicht wenig mit nationalistischem Gedankengut zutun. Der Nationalismus spielte auch im italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus eine bedeutende Rolle, um die Unterdrückung und Ausbeutung anderer Nationen zu rechtfertigen.
...... Beschreibung für Nationalsozialismus
...... Neokolonialismus bezeichnet die Politik der Industrienationen gegenüber ehemaligen Kolonial- und Entwicklungsländern mit dem Ziel, diese für eigene Zwecke zu nutzen und in wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit zu halten. Der Begriff verbreitete sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Hintergrund waren die Unabhängigkeitsbestrebungen zahlreicher Kolonien – und hier vor allem vieler afrikanischer Länder. Der in Kamerun geborene Politikwissenschaftler und Philosoph Jacob Emmanuel Mabe beschreibt es so: „Der Neokolonialismus äußerte sich besonders in der Politik Großbritanniens und Frankreichs. Beide Staaten entließen ihre ehemaligen Kolonien ab den 1960er Jahren zwar formal in die politische Unabhängigkeit, behielten dennoch ihre Ideologie einer kulturellen Assimilation oder Bindung bei und beuteten die Länder auch weiterhin systematisch aus.“
...... Die Neue Welt ist eine historische europäische Bezeichnung für das von den Spaniern unter Christoph Kolumbus im Jahr 1492 wiederentdeckte Amerika. Die „Neue Welt" wurde der bis dahin bekannten Alten Welt, bestehend aus Europa, Asien und Afrika, gegenübergestellt.
...... Nomad*innen sind Menschen, die nicht an einem festen Ort wohnen. Ihre Lebensweise ist es, von Gegend zu Gegend zu ziehen. Man sagt: Sie sind nicht seßhaft. Nomadisch lebende Menschen halten z.B. Vieh und wandern mit ihren Herden dorthin, wo es frisches Gras gibt. Andere Nomad*innen sind Arbeiter oder Handwerker und suchen immer dort Unterkunft, wo man sie gerade braucht.
P
...... Dieser Begriff kommt von dem lateinischen Wort "pacificus", das heißt "friedliebend". Pazifismus bezeichnet eine Grundhaltung, die jede Anwendung von Gewalt ablehnt und mit aller Kraft für den Frieden eintritt. Ein Pazifist lehnt aus Gewissensgründen auch jede Form von Krieg grundsätzlich ab. Selbst wenn ein Staat angegriffen wird, soll dieser sich nicht mit militärischen Mitteln verteidigen. Pazifisten dulden nur friedliche und gewaltfreie Aktivitäten. Jede Form von Kriegs- oder Wehrdienst ist gegen ihre Überzeugung. In manchen Staaten dieser Welt werden Pazifisten wegen dieser Haltung verfolgt oder sogar mit Gefängnis bestraft. Seit dem 19. Jahrhundert wird der Pazifismus von Friedensgesellschaften vertreten und gefördert. Durch die Friedensbewegung vor allem in den 1970er und 1980er Jahren wurden die Gedanken des Pazifismus einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Pazifismus hat in verschiedenen Religionen und Kulturen seine Ursprünge. Mahatma Gandhi, der mit gewaltlosem Widerstand für die Unabhängigkeit Indiens stritt, ist einer der bekanntesten Vertreter dieser Haltung. Er war eher bereit, Misshandlungen zu erdulden, als mit gewalttätigen Aktionen auf die Gewalt der britischen Kolonialmacht zu antworten. Am Ende setzte sich die Friedensliebe Gandhis durch, die Briten wussten keine Antwort auf den gewaltlosen Widerstand der indischen Bevölkerung.
...... People of Colour ist eine Selbstbezeichnung von Menschen mit Rassismuserfahrung, die nicht als weiß, deutsch und westlich wahrgenommen werden und sich selbst nicht so definieren. PoC (Singular: Person of Color) sind nicht unbedingt Teil der afrikanischen Diaspora – ursprünglich ist der Begriff u.a. zur Solidarisierung mit Schwarzen Menschen entstanden. Schwarz, weiß und PoC sind dabei politische Begriffe. Es geht nicht um Hautfarben, sondern um die Benennung von Rassismus und den Machtverhältnissen in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft. Inzwischen wird häufiger von BPoC (Black and People of Color) gesprochen. Etwas seltener kommt die Erweiterung BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) vor, die explizit auch indigene Menschen mit einbeziehen soll. Diese Begriffe werden teils kritisiert, weil damit sehr große und unterschiedliche Gruppen vermengt werden.
...... Provenienz (von lateinisch provenire „herkommen“) bezeichnet allgemein die Herkunft einer Person oder Sache. Besondere Bedeutung hat der Begriff als Bezeichnung der Herkunft von Kunstwerken und Kulturgütern, ihrer Erforschung widmet sich die Provenienzforschung.
...... Wenn sich Museen mit der Herkunft ihrer Kunstwerke auseinandersetzen, spricht man von Provenienzforschung. Diese befasst sich mit der Herkunft (Provenienz) von Kulturgütern, z.B. Kunstwerken, Büchern oder Alltagsgegenständen in Museen. Sie geht dabei der Frage nach, wem die Gegenstände zu welcher Zeit gehört haben und unter welchen Umständen sie dorthin gekommen sind, wo sie sich heute befinden. Wenn belegt werden kann, dass Kulturgüter den ursprünglichen Besitzer*innen unter Zwang entzogen wurden, wird eine Rückgabe (Restitution) angestrebt. Neben Provenienzforschung im Kontext von Kunstrauben, die in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen sind, untersuchen Museen heute auch den kolonialen Hintergrund von Objekten in Museen. Dies ist notwendig, da viele Kunst- und Alltagsgegenstände aus Kolonien unrechtmäßig entwendet und nach Europa gebracht wurden.
R
...... Eine Raffinerie ist eine Fabrik, in der aus einem natürlichen Rohstoff neue Stoffe gewonnen werden. Die meisten Menschen denken wohl bei einer Raffinerie an eine Raffinerie für Erdöl, mit welchem man z.B. Benzin als Treibstoff für Autos herstellen kann. Aber auch andere natürliche Rohstoffe können in speziellen Raffinerien verarbeitet werden z.B. Rohrzuckerpflanzen. Die Weiterverarbeitung von Rohstoffen braucht im Allgemeinen viel Energie.
...... Rassismus ist eine Denkweise, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, äußeren Erscheinung, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) kulturellen Zugehörigkeit, ihrer Herkunft oder ihrer Religion diskriminiert. In Deutschland betrifft dies Personen, die nicht als Teil der deutschen Bevölkerung angesehen werden, oft aufgrund ihrer Hautfarbe oder nicht-weißen Herkunft, was zu einer vermeintlichen Fremdartigkeit führt. Wenn Menschen nicht aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten und Eigenschaften beurteilt werden, sondern aufgrund ihrer vermeintlichen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, dann ist das Rassismus. Diese Ideologie dient oft dazu, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten zu rechtfertigen, Menschen auszuschließen oder Gewalt zu legitimieren. Rassismus basiert auf Machtunterschieden, die sich überall in unserer Gesellschaft wiederfinden. Diese Machtunterschiede basieren auf Kategorien, welche Menschen auf Grund ihrer äußerlichen oder (vermeintlichen) kulturellen Merkmale in "Wir" und "Andere" aufteilen. Die
...... Restitution ist die Rückgabe von Objekten an Personen, Gemeinschaften oder Institutionen. Für Museen bedeutet das u.a. die Rückgabe identitätsstiftender, kultureller oder sakraler Gegenstände, die im kolonialen Kontext erworben, unter ungleichen Machtverhältnissen angeeignet oder geraubt wurden, an die Herkunftsgesellschaften. Dies erfolgt in der Regel nach einer systematischen Provenienzforschung und wird gemeinsam mit der jeweiligen Herkunftsgemeinschaft vorbereitet und durchgeführt.
S
...... Ein Schutzgebiet ist ein Territorium, welches einer Schutzmacht untersteht. Schutzgebiet war die amtliche Bezeichnung für die deutschen Kolonien in Afrika und in der Südsee bis 1918. Der Ausdruck erklärt sich aus der ursprünglichen Absicht des deutschen Reichskanzlers Bismarck, die deutschen Niederlassungen in Afrika in der Form von Handelskompanien zu organisieren, um die politischen Belastungen möglichst gering zu halten. Dieser Plan scheiterte. Das Deutsche Reich ging zur Organisationsform der Kolonien nach dem Vorbild anderer europäischer Mächte über, behielt jedoch die alte Bezeichnung bei.
...... Schutzverträge stellten Abkommen zwischen Vertretern der zukünftigen Kolonialmächte mit lokalen Chiefs einheimischer Bevölkerungsgruppen in den annektierten Kolonien dar. Es handelte sich hierbei um die Inbesitznahme von Land, über das Einheimische verfügten, über das die Chiefs jedoch in der Regel selten allein entscheiden durften. Die lokalen Oberhäupter erhofften sich durch die in den Schutzbriefen festgehaltenen Beziehungen zu den Europäern häufig Schutz und Unterstützung gegen ihre feindlichen Nachbarn und waren sich selten darüber bewusst, welche Rechte sie ihren europäischen Vertragspartnern zusprachen. Die Kolonialmächte wiederum sicherten sich damit formal die Rechte auf Gesetzgebung, Gerichtsbarkeit und Besteuerung.
...... Schwarze Menschen ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. Das Wort Schwarz wird dabei großgeschrieben, um zu verdeutlichen,dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle Eigenschaft, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist. So bedeutet Schwarz-Sein in diesem Kontext nicht, einer tatsächlichen oder angenommenen ethnischen Gruppe zugeordnet zu werden, sondern ist auch mit der gemeinsamen Rassismuserfahrung verbunden, auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen zu werden.
...... Im Kontext von Kolonialismus sind Siedler und Siedlerinnen Menschen, die ihr Heimatland verlassen, um ein neues Leben in einer Kolonie zu beginnen. Siedlerkolonialismus ist eine Form des Kolonialismus, die versucht, die ursprüngliche Bevölkerung des kolonisierten Territoriums durch eine neue Siedlergesellschaft zu ersetzen. Wie alle Formen des Kolonialismus basiert er auf exogener Herrschaft, die typischerweise von einer imperialen Autorität organisiert oder unterstützt wird. Siedlerkolonialismus wird durch eine Vielzahl von Mitteln inszeniert, die von der gewaltsamen Entvölkerung der früheren Bewohner bis hin zu subtileren, legalen Mitteln wie der Assimilation oder der Anerkennung indigener Identität innerhalb eines kolonialen Rahmens reichen. Siedlerkolonialismus steht im Gegensatz zum Ausbeutungskolonialismus, der eine nationale Wirtschaftspolitik der Eroberung eines Landes beinhaltet, um seine Bevölkerung als billige oder kostenlose Arbeitskraft und seine natürlichen Ressourcen als Rohstoff auszubeuten.
...... Das Wort Stereotyp setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: Zum einen ist in Stereotyp das Wort "steréos" versteckt, was "starr" oder "fest" heißt, und zum anderen "typos", was übersetzt in etwa "Schlag", "Eindruck" oder auch "Muster" bedeutet. Ein Stereotyp ist also ein festes Muster. Ein Stereotyp kann man daher auch leicht erkennen, da es sich um ein häufig vorkommendes und gleich bleibendes Muster handelt. Der Begriff taucht in verschiedenen Bereichen des Lebens auf.
...... Eine Strafexpedition ist ein militärischer Feldzug, der offiziell zum Ziel hat, das Verhalten einer Nation oder einer Volksgruppe zu bestrafen, der er gilt. Dabei wird in der Regel mit Gewalt gegen Personen (Geiselnahmen, Versklavung, Massenexekutionen etc.) und Sachen (Niederbrennen und/oder Plündern von Dörfern und Städten etc.) versucht, ein Drohszenario vor Gegenangriffen auf den Angreifer aufzubauen. Strafexpeditionen zielen in der Regel auf eine „Bestrafung" der Zivilbevölkerung ab, wobei es nur wenig bis gar keinen organisierten Widerstand gibt. Dieser Begriff wird meistens beim Vorgehen gegen Kolonien oder annektierte Provinzen gebraucht.
T
...... Der transatlantische Versklavungshandel, oft auch als Dreieckshandel bezeichnet, war ein groß angelegtes und systematisches Handelssystem, bei dem über einen Zeitraum von etwa 400 Jahren (vom späten 15. bis zum späten 19. Jahrhundert) schätzungsweise 12 bis 15 Millionen Menschen, vor allem afrikanische Männer, aber auch Frauen und Kinder, gewaltsam aus ihren Heimatländern entführt und über den Atlantik in die Amerikas und die Karibik verschifft wurden, um dort als Sklaven zu arbeiten.
V
...... Als "Versailler Vertrag" wird der Friedensvertrag bezeichnet, der nach dem Ersten Weltkrieg zwischen den Siegern Frankreich, USA, Großbritannien und Italien sowie dem besiegten Deutschen Reich geschlossen wurde. Er wurde im Pariser Vorort Versailles verhandelt und unterschrieben. Das Deutsche Reich verlor ein Siebtel seiner Fläche und zehn Prozent seiner Bevölkerung. Auch alle Kolonien gingen verloren. Außerdem mussten sogenannte Reparationen gezahlt werden. Das sind Entschädigungszahlungen für die Kriegskosten der Siegermächte. Das Deutsche Reich musste zudem seine Armee stark verkleinern. Deutschland durfte nicht an den Verhandlungen über den Vertrag teilnehmen, musste den Vertrag aber annehmen. Weil dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Schuld am Krieg zugewiesen wurde, lehnten viele Parteien und Menschen in Deutschland den Versailler Vertrag ab. Für die demokratische Weimarer Republik stellte der Friedensvertrag eine große Belastung dar. Die Gegner der Republik warfen den demokratischen Politikern vor, deutsche Interessen verraten zu haben, weil sie den Vertrag unterzeichnet hatten.
...... siehe "Genozid"
...... Der Begriff "Völkerschau" wurde im 19. Jahrhundert gebräuchlich und bezeichnet die Zurschaustellung von Angehörigen einzelner Völker, vor allem aus kommerziellen Gründen. Von der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 bis in die 1930er Jahre fanden in Deutschland etwa 400 Völkerschauen statt. Jede Schau folgte einem bestimmten Inszenierungsmuster, das die Stereotypen über das dargestellte Volk bediente. In einem Stereotypenkreislauf wurden in den Besucher*innen bereits verankerte Klischees aktiviert und im Verlauf der Vorstellung bestätigt, wodurch die Besuchenden zur Bildung neuer Klischees angeregt wurden. Mit Aufkommen des Tonfilms und später des Ferntourismus verschwanden Völkerschauen ab den 1930er Jahren aus der deutschen Öffentlichkeit.
W
...... White Gaze ist Englisch und bedeutet übersetzt so viel wie „weißer Blick". Der Begriff wurde von der Autorin Toni Morrison geprägt und beschreibt ein Phänomen aus der Literaturszene. Wenn in einem Buch nicht explizit erwähnt wird, dass eine Person Schwarz ist, gehen die meisten Lesenden davon aus, dass die Person weiß ist. Die Hautfarbe einer weißen Person muss also nicht genannt werden, die von BIPoC-Charakteren hingegen schon. Morrison beschreibt die Ursache mit der Tatsache, dass Bücher, Filme, Bilder und Technologien für weiße Menschen geschrieben oder entwickelt werden. So wie die gesamte Welt. Auch Autor:innen gehen oft beim Schreiben davon aus, dass die Lesenden weiß sind. Gleichzeitig werden Schwarze Personen oft nur als Nebencharaktere aufgeführt, die nur dazu da sind, um die weiße Hauptfigur besser darzustellen.
...... White Supremace ist die Ideologie, dass weiße Menschen und die Ideen, Gedanken, Ansichten und Handlungen weißer Menschen den People of Color und deren Ideen, Gedanken, Ansichten und Handlungen überlegen sind. Die weiße Vorherrschaft durchdringt unsere Kultur, Institutionen und Beziehungen. Es ist ein sich selbst aufrechterhaltendes System, das Kolonialismus, Ausbeutung, Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Brutalität, die People of Color erfahren, weiter anheizt. Eine Kultur der weißen Vorherrschaft hält sich selbst aufrecht, indem sie People of Color ausgrenzt.