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Eugen Langen

Eugen Langen, 1833 in eine kinderreiche, evangelische Familie in Köln geboren, wird in Wuppertal besonders verehrt. Eine Schule und eine Straße sind nach ihm benannt. Hier an der Schwebebahnhaltestelle Hauptbahnhof findet ihr eine Gedenktafel, die an ihn erinnert. Sie befindet sich im Inneren des Schwebebahnhofsgebäudes am Absatz der Treppe, die zum Bahnsteig Richtung Oberbarmen führt. Wofür ist Eugen Langen berühmt geworden?

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Erfinder der Schwebebahn

Was steht da auf der Gedenktafel? Erbauer der Schwebebahn? Naja, nicht ganz. Eugen Langen hat sich das System der “einschienigen Hängebahn” ausgedacht. Wie die Wuppertaler Schwebebahn 1898 bis 1903 erbaut wurde, erlebte er allerdings nicht mehr. Bei der Testfahrt war er aber sehr wohl dabei: Die fand nämlich schon in den 1890er Jahren in Köln statt, in der Kölner Waggonfabrik “van der Zypen & Charlier”. Hier war Eugen Langen Miteigentümer und Ingenieur und kannte sich deswegen bestens auf der einhundert Meter langen Testbahn aus. 1894 konnte Langen die Stadt Wuppertal mit seinem Konzept der Schwebebahn, wie er sein Gefährt selbst taufte, überzeugen.

Und übrigens: Auch die Schwebebahn hätte es durch Eugen Langen beinahe nach Ostafrika geschafft. Hier hörst du, wie unsere Schwebebahn beinahe auf Reisen gegangen wäre.

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Reichtum durch Zucker

Eugen Langens Familie war mit dem Import und der Raffinerie von Zucker reich geworden. Sein Vater, der zwischenzeitlich als Lehrer in Elberfeld gearbeitet hatte, stieg in den Jahren 1832 und 1833 zunächst als kaufmännischer Leiter, später als Teilhaber in eine neu gegründete Zuckerraffinerie und damit in den gerade aufblühenden Zuckerhandel ein.

 

Gerade war die Dampfschifffahrt erfunden worden. Mithilfe eines leistungsstarken Dampfmotors konnten Schiffe nun große Mengen an Waren transportieren. In Europa landeten viele dieser Waren in Rotterdam an, wo bis heute der größte Seehafen Europas zu finden ist. Von hier aus wurden die Waren weiter ins Landesinnere transportiert, z.B. über den Rhein. Insbesondere Köln wurde so schnell zum größten Handelsplatz für Zucker. 1821 gab es bereits acht Zuckerraffinerien in Köln. Raffinerien sind Fabriken, die den gelieferten Rohrzucker verarbeiten. Aber Moment, woher kam dieser Zucker eigentlich? Dieser Teil der Geschichte wird oft nicht erzählt. 

Die Reise des Zuckerrohrs

Die portugiesischen Kolonialherren brachten die Zuckerrohrpflanze nach Südamerika und in die Karibik, wo diese bereits im 16. Jahrhundert auf riesigen Plantagen angebaut wurde. Geerntet und verarbeitet wurde das Zuckerrohr meist von der lokalen Bevölkerung. Eine schwere, körperliche Arbeit. Die Arbeiter*innen litten unter der Gewalt und Brutalität der Europäer. Viele von ihnen wurden krank oder starben, weil ihr Immunsystem nicht auf die fremden Keime und Krankheiten eingestellt war, welche die Seefahrer aus Europa mitbrachten. Als die indigene Bevölkerung nahezu ausgerottet war, begann der Transatlantischer Versklavungshandel, auch Dreieckshandel genannt, mit Sklav*innen aus Afrika. Ein perfides, menschenverachtendes System. Auf den Plantagen herrschten unmenschliche Arbeitsbedingungen, viele der verschleppten Menschen starben bereits bei der Überfahrt auf den völlig überfüllten Schiffen. Familien wurden auseinandergerissen, es kam immer wieder zu Aufständen.

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Eugen Langen wurde als “Kolonialpatriot” bezeichnet. Warum und was der Schwebebahnerfinder mit Kolonialismus zu tun hatte, findest du in der Audio heraus. Höre dir die Audio an und beantworte die folgenden Rätselfragen.

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Und heute?

Zucker, ein millionenschweres Geschäft, welches sich lohnt(e): Heute ist die Firma Pfeiffer & Langen, wie die Zuckerfabrik Eugen Langens heute heißt, der drittgrößte deutsche Zuckerproduzent und einer der führenden Zuckerhersteller Europas. Hier wird besonders bemerkbar, wer vom Kolonialismus profitiert: Unternehmen und Konzerne. Ab 1941 zog Pfeifer & Langen auch Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in der Zuckerfabrik Elsdorf heran; sie waren in einem Gefangenenlager neben dem Fabrikgelände untergebracht. Noch heute ist die Familie Langen eine der reichsten Familien Deutschlands. Ihr Vermögen wird auf 950 Millionen Euro geschätzt (Stand: 2012). Ein Großteil der populären Snacks, die man in den Supermärkten findet, gehören zu Pfeifer & Langen.

Weitergedacht…

Eugen Langens Zuckerfabrik war eng mit dem globalen Handel mit Zuckerrohr verknüpft. Welche Industrien kennst du heute, die ähnlich funktionieren? Was gilt es, deiner Meinung nach, bei diesen zu beachten?

 

Wie hat der transatlantische Versklavungshandel das Stadtbild von Wuppertal geprägt? Kennst oder findest du Spuren in der Stadt, die auf den Versklavungshandel verweisen?

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